Asien und Ozeanien

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Die Corona-Pandemie hat auch in Asien und Ozeanien Spuren hinterlassen – allerdings mit gewaltigen Unterschieden. Während weit fortgeschrittene Transformationsländer wie Südkorea und Taiwan, aber auch die gestaltungsfähigen Autokratien in China, Singapur und Vietnam bislang relativ glimpflich durch die Krise gekommen sind, leiden vor allem die Bevölkerungen in populistisch regierten Staaten.

Hinsichtlich der politischen Transformation wirkte die Pandemie in vielen Teilen Asiens und Ozeaniens als ein Beschleuniger bestehender Tendenzen: Demokratien, die schon vorher durch Polarisierung, Populismus und Autokratisierung geschwächt waren, leiden verstärkt unter einem Verlust an Demokratiequalität, während in Autokratien Liberalisierungen ausblieben oder zurückgenommen wurden. Im Gegensatz dazu sind Taiwan, Südkorea, Bhutan und Timor-Leste Beispiele für demokratische Resilienz.

Der regionale Durchschnittswert der wirtschaftlichen Transformation hat den niedrigsten in den letzten 20 Jahren vom BTI ermittelten Wert erreicht. In soziökonomischer Hinsicht sind die Auswirkungen in Südasien besonders gravierend. Armut nimmt vielerorts wieder zu, wie beispielsweise in Indien und Nepal. Auch die Philippinnen und Thailand erlebten einen Einbruch der Volkswirtschaft, während China, Taiwan und Vietnam sogar ein bescheidenes Wachstum erzielten.

Die Regierungsleistungen im ersten Jahr der Pandemie hingen nur eingeschränkt mit der Unterscheidung zwischen Demokratien und Autokratien zusammen. Demokratische Regierungen in Bhutan, Südkorea und Taiwan, aber auch die Regime in Singapur, Vietnam und China legten eine durchaus gute Governance an den Tag. Das Krisenmanagement wie insgesamt die Governance der populistischen Regierungen in Indien, Indonesien, Pakistan, den Philippinen und Sri Lanka war dagegen wenig überzeugend.

Die Corona-Pandemie wird in Asien und Ozeanien das beherrschende Thema bleiben. In sich konsolidierenden Demokratien scheint die Rolle der Zivilgesellschaft als Korrektiv staatlichen Handelns zuzunehmen. Allerdings haben politische und ökonomische „Vorerkrankungen“ andere Gesellschaften in der Region stark geschwächt. Autokratische Systeme scheinen durch die Pandemie zumindest kurzfristig ihre Legitimität und die Funktionsfähigkeit ihrer Herrschaftsmechanismen zu stützen, wenn nicht sogar zu stärken.

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Aurel Croissant
Regionalkoordinator Asien und Ozeanien
    Christoph Trinn
    Regionalkoordinator Asien und Ozeanien

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