Asien und Ozeanien

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Die Welle der Autokratisierung in Asien und Ozeanien hält an. In 14 der 22 Länder der Region gab es einen Abwärtstrend bei der politischen Transformation. Nur fünf Länder waren in der Lage, die demokratische Qualität ihrer politischen Institutionen und Prozesse zu verbessern. Die negative Dynamik wird von zwei Gruppen von Ländern getragen. Zum einen gibt es eine wachsende Zahl an demokratischen Grenzfällen (borderline democracies), die seit Jahren eine Abwärtstendenz aufweisen und damit immer näher an die Gruppe der bereits deutlich autoritären politischen Systeme heranrücken. Die zweite Gruppe der „sich verhärtenden Autokratien“ besteht aus Ländern, die in den letzten zehn Jahren immer repressiver geworden sind.

Die meisten Länder der Region haben sich (noch) nicht vollständig von den durch die Pandemie ausgelösten wirtschaftlichen Rückschlägen erholt. Die Währungs- und Fiskalstabilität haben sich am stärksten verschlechtert. Auch die Nachhaltigkeit, sowohl in der Umwelt- als auch in der Bildungspolitik, hat erheblich gelitten. Insgesamt hat die rückläufige Wirtschaftsleistung regionale Ungleichheiten verschärft. Verbesserungen sind nur in Singapur und Taiwan zu erkennen, also in Ländern, die seit langem sehr weit fortgeschritten in ihrer wirtschaftlichen Transformation sind. Im Gegensatz dazu konnte sich kein Land mit einem niedrigen Transformationsniveau nach der Pandemie in diesem Bereich verbessern.

Die Governance-Leistung ist im Vergleich zum BTI 2022 um 0,19 Punkte gesunken, wobei die größten Einbußen in Myanmar nach dem Militärputsch, in Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban und in Bangladesch zu verzeichnen sind. Bei der internationalen Zusammenarbeit zwischen den Staaten, den Kapazitäten zur Konsensbildung und den Steuerungsfähigkeiten der politischen Entscheidungsträger gab es die größten Rückschritte. Taiwan bleibt jedoch auf einem sehr stabilen Kurs, und der sanfte Autoritarismus Singapurs beeindruckt weiterhin.

Die Schwächung demokratischer Freiheiten, Rechte, Verfahren und Institutionen durch Akteure im Zentrum politischer Machtstrukturen („endogene“ Autokratisierung) ist weiterhin die vorherrschende Form autoritärer Transformation. Insbesondere die demokratische Zukunft Indiens, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Region, ist höchst ungewiss.

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Aurel Croissant
Regionalkoordinator Asien und Ozeanien
    Christoph Trinn
    Regionalkoordinator Asien und Ozeanien

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