Das südliche und östliche Afrika ist durch anhaltende strukturelle Hindernisse und hartnäckige wirtschaftliche Probleme gekennzeichnet, die die sozioökonomische Entwicklung und die politische Transformation behindern. Auch wenn ein gutes Drittel der Region demokratisch regiert wird, stellen Demokratien nicht mehr die Mehrheit dar, wie es noch vor einem Jahrzehnt der Fall war. Demokratien, die seit ihrer Unabhängigkeit keinen Führungswechsel erlebt haben, sind zunehmend anfällig für Korruption und Klientelpolitik. Seltene Beispiele demokratischer Resilienz, wie Kenia und Sambia, unterstreichen die Relevanz der Zivilgesellschaft und einer strategisch positionierten Opposition.
Das sozioökonomische Entwicklungsniveau der Region ist erneut gesunken. Zwar haben sich fast alle Volkswirtschaften der Region von den Auswirkungen der COVID-19 Pandemie erholt, wobei insbesondere Botswana und Ruanda ein hohes BIP-Wachstum verzeichnen. Es verbleiben jedoch erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen, da viele Länder mit wachsenden Inflationssorgen zu kämpfen haben, die in erster Linie von steigenden Lebensmittel- und Energiepreise ausgelöst werden. Die Priorisierung wirtschaftlicher Diversifizierung ist von zentraler Bedeutung, zumal einige Projekte zur Rohstoffgewinnung im Zielkonflikt zu Klimaschutz stehen.
Zu den enormen strukturellen Herausforderungen der Region gesellt sich eine besorgniserregende Verschlechterung hinsichtlich der Fähigkeit von Regierungen, Prioritäten zu setzen und politische Maßnahmen umzusetzen. Korruption und Missmanagement sind allgegenwärtig, und staatliche Institutionen sind zu Arenen innerparteilicher Machtkämpfe geworden.
Ein Schlüsselfaktor bei der Bewältigung der komplexen Probleme der Region ist nach wie vor die Legitimität der Regierungen. Obwohl die Rückkehr Kenias und Sambias in den Kreis der Demokratien als Hoffnungsschimmer angesehen werden kann, bleiben viele Länder hinter den zuvor erreichten Niveaus politischer Transformation zurück.
Anja Osei
Regionalkoordinatorin Südliches und Östliches Afrika
Siegmar Schmidt
Regionalkoordinator Südliches und Östliches Afrika